Die Region Algarve

Die Algarve ist eine Region ganz im Süden von Portugal. Die Gegend ist nach der Hauptstadtregion Lissabon die kleinste Region Portugals: Sie ist etwa doppelt so groß wie das kleine Land Luxemburg. Die Hauptstadt der Region heißt Faro. In der Algarve herrscht ein besonderes Klima: Nirgends in Europa scheint an so vielen Tagen im Jahr die Sonne wie hier. Trotzdem wird es nie sehr heiß, weil vom Atlantik her meist ein kühlerer Wind weht. Auch deshalb ist die Algarve ein beliebter Ort für Touristen. Sie besuchen gern die Strände, die gewaltigen Steilküsten am Atlantik und die hübschen Altstädte. Eine schöne Stadt ist zum Beispiel Lagos mit den alten Stadtmauern und der Festung Fort Ponta de Bandeira aus dem 17. Jahrhundert. Andere Orte wie Albufeira werden eher von Touristen besucht, die vor allem ausspannen und feiern wollen. Aber auch Faro und der Naturpark da Ria Formosa, wo man seltene Vögel bestaunen kann, sind sehenswert. Zudem wird an den Küsten der Algarve gern gesurft.

Ein besonderes Getränk der Gegend ist der Medronho, ein Obstschnaps aus den Früchten des westlichen Erdbeerbaums. Früher gab es in der Algarve fast nur Wald, außer auf einem schmalen Streifen entlang der Küste. Aber schon früh begannen die Menschen, den Wald abzuholzen. Im 16. Jahrhundert gab es fast gar keinen Wald mehr, weil alle Bäume für den Bau von Schiffen verwendet wurden. Es wurden aber auch Bäume gepflanzt: Schon die Römer brachten den Olivenbaum in die Gegend. Heute gibt es viele Eukalyptusbäume, weil die schnell wachsen. Weil sie viel Öl enthalten, gibt es aber auch ausgedehnte Waldbrände. Typisch für die Algarve ist aber auch die Korkeiche. Ihre Rinde wird sehr dick und kann abgeschält werden. Daraus werden zum Beispiel Zapfen für Weinflaschen hergestellt.

Geographie

Die Algarve ist eine Region im äußersten Südwesten Europas. Am Cabo de São Vicente bei Sagres liegt der südwestlichste Punkt des Kontinents und der Parque Natural do Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina. Begrenzt wird die Algarve im Norden von der Region Alentejo, im Westen und Süden vom Atlantik und im Osten bildet der Rio Guadiana die Grenze zu Spanien. Die Küstenlinie der Algarve erstreckt sich über 155 km von Ost nach West und 52 km vom Süden zum Norden.

Naturräumlich wird die Algarve von Nord nach Süd in drei Bereiche unterteilt

  • Serra
  • Barrocal
  • Litoral

Die Serra ist ein aus Sandstein und Tonschiefer bestehendes und sich auf einer Höhe zwischen 300 und 500 m hinziehendes Hügelland. Im Nordwesten ragt die Serra de Monchique empor mit dem höchsten Punkt Pico da Foia (902 m). Die Serra macht etwa die Hälfte des Gebietes der Algarve aus, sie ist dünn besiedelt und wird mit Ausnahme von Monchique und Umgebung von Touristen kaum besucht.

Die Vorgebirgslandschaft des Barrocal schließt sich nach Süden an und umfasst etwa ein Viertel der Region. Auf dem bis zu 400 m hohen aus Kalksandstein bestehenden Hügelland wird hauptsächlich Landwirtschaft betrieben. Der dicht besiedelte Küstenstreifen „Litoral“ bildet das touristische Zentrum der Algarve. Dieses lässt sich wiederum in den Sotavento (wörtl. ‚Lee‘, ‚windabgewandt‘) im östlichen Teil zwischen spanischer Grenze und Faro, den Barlavento (‚Luv‘, ‚dem Wind zugewandt‘) zwischen Faro und dem Cabo de São Vicente und die Costa Vicentina an der Westküste der Algarve und darüber hinaus des Alentejo Litoral gliedern. Den Barlavento nennt man „Felsalgarve“, handelt es sich doch um eine zerfurchte 20–50 m hohe Steilküste mit malerischen Formationen aus gelben und rötlich braunen Kalk- und Sandsteinfelsen und kleinen Buchten. Der Sotavento wird auch als „Sand-Algarve“ bezeichnet, denn das Gebiet ist von Sandstränden und Lagunenlandschaften geprägt. Im Osten schließt sich die weite Bucht des Golfes von Cádiz an.

Vorgeschichte und Geschichte

Die Anwesenheit des Menschen ist in Portugal seit dem Homo erectus belegt. Vom Neandertaler sind die Spuren durch einen Lagerplatz bei Vilas Ruivas im Distrikt Castelo Branco bereits deutlicher. Muschelschalenhaufen, von Archäologen Køkkenmøddinger genannt, entstanden vom Mesolithikum bis zum frühen Neolithikum durch den Verzehr von Muscheln an immer derselben Stelle. Aus diesen Muschelhaufen sind auch Bestattungen bekannt. Ab etwa 5000 v. Chr. ist der Ackerbau belegt (Cardial- oder Impressokultur). Später entstanden die zahlreichen Megalithanlagen (Alcalar). Etwa 1000 v. Chr. drangen die Kelten hier ein und vermischten sich mit den Einheimischen zu Keltiberern. Etwa zeitgleich errichteten die Phönizier erste Häfen entlang der Küste der Algarve. Die Karthager gründeten ca. 550 v. Chr. Portimão (lat. Portus Hannibalis). Im zweiten Jahrhundert v. Chr. entstanden im Zuge der römischen Eroberung der Iberischen Halbinsel zahlreiche Villen, deren Ruinen (Abicada, Boca do Rio, Milreu-Estói, Vilamoura) – vornehmlich in der Gegend von Faro und Lagos – besichtigt werden können. Nach Eroberung durch die Goten im fünften Jahrhundert wurde die Algarve ab 711 von den muslimischen Mauren besiedelt.

Der arabische Name al-gharb (der Westen) erklärt sich aus der geographischen Sicht Andalusiens. Bis zur portugiesischen Eroberung (Reconquista) im 13. Jahrhundert war zumindest im Westen der Algarve (Silves) die Mehrheit der Bevölkerung arabisch-maurisch.[1] Seit Mitte des 15. Jahrhunderts eingeführte Sklaven stellten zum Ende des 16. Jahrhunderts mehr als die Hälfte der Bevölkerung der Algarve.[2][3] Von 1595 bzw. 1640/66 bis 1808 war die Algarve ein halb-autonomes Gebiet mit eigener Steuerhoheit unter der Krone Portugals. Die portugiesischen Könige führten in dieser Zeit den Titel eines Königs von Portugal und Algarve. Als 1807 Napoleon in den Norden Portugals einmarschierte, wurde die Algarve von spanischen Truppen besetzt, der spanische Minister Manuel de Godoy wurde Fürst der Algarven. Diese Besetzung endete durch die Rebellion von Olhão im Jahre 1808.

Vegetation

Die Vegetation entspricht heute nicht mehr den ursprünglichen natürlichen Verhältnissen, denn Portugal war mit Ausnahme der Dünen und Marschen an der Küste mit Wald bedeckt. Die Rodung begann teils schon im Neolithikum und erreichte ihren Höhepunkt um 1550, als die Spanier immer mehr Holz für Schiffe und Handwerk sowie als Brennmaterial benötigten. Heute gibt es größtenteils nur noch Macchie. Ende der 1970er Jahre begann eine große Aufforstungskampagne, in der vor allem Nadel- und Eukalyptussetzlinge gepflanzt wurden. Unter anderem wachsen dort noch winterharte Eichenarten und Korkeichen.

Im südlichen Küstenbereich findet man auch Johannisbrot-, Feigen-, Mandel-, Lorbeer- und Granatbäume. Sie wurden durch die Römer eingeführt, die ebenfalls den für den Mittelmeerraum typischen Ölbaum verbreiteten. Die aus Südamerika stammenden Palisanderholzbäume (Jacaranda mimosifolia) findet man häufig als städtische Straßenbäume, die im Frühjahr durch ihre blau-violette Blüte auffallen. Die Region Algarve ist zudem auch ein Anbaugebiet von Korkeichen.

Tourismus

Während auf den 4989 km² nur 440.777 (2010) dauerhafte Einwohner leben, kann diese Zahl in den Sommermonaten auf mehr als das Dreifache ansteigen, wenn die Sommerquartiere gefüllt sind. Berühmt ist die Algarveküste für ihre zahlreichen feinsandigen Strände und die teils bizarren und monumentalen Felsformationen im westlichen Teil. Wegen der vielen Golfplätze, von denen manche bis direkt an die Steilküste hin angelegt sind, ist die Region insbesondere bei Golfern beliebt. Beliebte Ferienorte im Osten der Algarveküste sind Tavira und Monte Gordo. An der Zentralalgarve sind es Vale de Lobo, Vilamoura, Albufeira, weiter westlich Carvoeiro und Ferragudo. Sehr beliebt sind auch Praia da Rocha, Alvor und Lagos. Weiter westlich sind bei Salema, Sagres, Carrapateira und Monte Clerigo (bei Aljezur) die Surf-Spots. Seit dem Jahr 2000 ist der Ferienhausurlaub an der Algarve stark gestiegen. Eine Vielzahl von Ferienhäusern und Poolvillen findet man bei Carvoeiro, Ferragudo, Lagos und Albufeira. Seit 2011 gibt es von der Hotellerie vermehrt Angebote zum All inclusive Urlaub. Die Algarve konnte in den Jahren 2013 und 2014 jeweils zweistellige prozentuale Zuwachsraten bei den Zahlen der Besucher und der Übernachtungen verzeichnen.

Dabei profitierte die Region touristisch sowohl von Steigerungen durch ausländische als auch durch inländische Besucher. Die archäologischen Sehenswürdigkeiten liegen im küstennahen Hinterland. Hier sind besonders römische Villen interessant.

• Abicada (römische Villa)
• Alcalar (Megalithnekropole mit restaurierten Anlagen (Alcalar VII))
• Milreu-Estói (römische Villa)
• Silves (Burg, römische Brücke und Museum)
• Villa von Vilamoura (römische Villa)

Das südwestlichste Ende Europas am Cabo de São Vicente unweit der Stadt Sagres wurde früher als das Ende der Welt bezeichnet. Der Tourismus an der Algarveküste ist die wichtigste Einnahmequelle der ganzen Region.